Blind ist der, der nicht lieben will by Mathilda Grace

Blind ist der, der nicht lieben will by Mathilda Grace

Autor:Mathilda Grace [Grace, Mathilda]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-07-17T16:00:00+00:00


„Also?“, fragte Adrian, nachdem sie ihr Ziel erreicht hatten und eine Weile schweigend nebeneinander hergelaufen waren. „Erzählst du mir jetzt, was dich dazu bringt, deine startende Karriere aufs Spiel zu setzen und hier herumzulaufen, als hättest du vor, in die nächste Gosse zu ziehen?“

Nick hatte ohnehin nicht gerade die beste Laune und Adrians herablassender Tonfall machte es nicht besser, ganz im Gegenteil. „Wegen einem spontan angetretenen Urlaub ruiniere ich also gleich meine Karriere, ja? Gut zu wissen.“

Adrian stöhnte frustriert auf. „Hör' mit diesem Theater auf, und zwar sofort! Du bist ein erwachsener Mann, also verhalte dich auch so. Nicht wie ein Kind, das eine Tracht Prügel braucht.“

„Pfft“, machte Nick beleidigt und fand sich so schnell gegen den nächsten Baumstamm gepresst wieder, dass selbst sein erschrockenes Aufkeuchen zu spät kam. „Hast du sie noch alle?“

„Die Frage sollte ich wohl eher dir stellen.“ Adrian kochte vor Wut. „Rede, Nick, bevor ich mich vergesse. Und komm ja nicht auf die Idee, mich herauszufordern. Ich habe fünf Tage mit der Angst gelebt, dass dir vielleicht etwas passiert ist. Du schuldest mir eine Erklärung dafür, und ich will sie jetzt!“

Nick war viel zu verblüfft, um reagieren zu können. Adrian hatte sich Sorgen um ihn gemacht? Auf den Gedanken wäre er von allein niemals gekommen, musste Nick sich eingestehen, während er Adrian einfach nur betrachtete, der das ruhig über sich ergehen ließ. Was sagte das über seine Beziehung zu Adrian, vor allem aber über ihn aus? Nichts Gutes, gab Nick sich selbst die Antwort und wurde rot, er spürte es ganz deutlich.

„Tut mir leid“, entschuldigte er sich leise, aber ehrlich.

Adrian nickte. „Entschuldigung angenommen. Würdest du mir jetzt endlich mal erzählen, was hier los ist? Du hast in deinem Leben ja schon einigen Mist veranstaltet, aber das übertrifft fast alles.“

Nick seufzte, warf einen kurzen Blick auf Adrians Hände, bevor er ihn bittend anzusehen, worauf Adrian von ihm abließ. „Danke“, murmelte er und deutete auf den Waldweg. „Im Gehen redet es sich leichter.“

„Dann muss es übel sein“, warf Adrian ein, was ihn irritiert die Stirn runzeln ließ. „Üblicherweise sitzt du, wenn wir beide etwas zu besprechen haben. Die wenigen Ausnahmen, während derer du beim reden unbedingt in Bewegung bleiben wolltest, haben mich im Nachhinein Unmengen an Nerven gekostet.“

„Das stimmt doch gar nicht“, empörte sich Nick beleidigt, obwohl er es eigentlich gar nicht wusste. „Oder?“

Adrian warf ihm einen finsteren Blick zu. „Ich darf dich an den Autounfall erinnern, bei dem du fast draufgegangen bist, und der nach einem heftigen Streit zwischen uns passierte, bei dem du ja unbedingt stehen wolltest. Oder diese klitzekleine Debatte, als es um dein Studium ging, bei der du danach in eine Schlägerei geraten bist und ich dich aus den Knast holen durfte. Ganz zu schweigen von den Nächten, in denen du blutend und grün und blau geschlagen auf meiner Türschwelle standest, und ich bis heute nicht wirklich weiß, woher diese Verletzungen stammten, denn von einer Prügelei mit Sven und Mark, wie du behauptet hast, waren sie ganz sicher nicht. Soll ich weitermachen?“

„Nein“, antwortete Nick tonlos und räusperte sich, was ihm einen fragenden Blick einbrachte, den er ignorierte.



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